ADHS im Erwachsenenalter
Das British Medical Journal erklärte das Syndrom zur "häufigsten chronischen psychiatrischen Störung von Erwachsenen, die nicht diagnostiziert wird."
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyper-aktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern inzwischen eine bekannte und gut definierte Störung. Man spricht auch von ADS oder ADHD, von Hyperaktivität, vom Hyperkinetischen Syndrom, vom Zappelphilipp- bzw. bei der eher verträumten Variante vom Hans-guck-in-die-Luft-Syndrom. Heute weiß man, daß diese Störung auch bei Erwachsenen vorkommt - und zwar häufiger und mit gravierenderen Auswirkungen auf ihren Alltag als bislang angenommen.
Zwei Drittel aller Personen, die als Kinder oder Jugendliche unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gelitten haben, zeigen noch im Erwachsenenalter Symptome, die ihre Lebensführung beeinträchtigen: emotionale Impulsivität, niedrige Frustrationstoleranz, Schwierigkeiten bei der Alltags- und Arbeitsplanung, Defizite im sozialen Miteinander, dazu eine Neigung zu Wutanfallen, Panikattacken oder Überreaktionen. Die Störungen fallen zwar bei Erwachsenen weniger auf, denn sie lassen sich vor den Mitmenschen kaschieren, dennoch führen sie zu einem erheblichen Leidensdruck bei den Betroffenen, die mit dem Chaos in ihrem Kopf, ihren Konzentrationsschwächen und der Unfähigkeit, ihr Tun und Handeln zu organisieren, oft nur schwer zurechtkommen.
Klinisch bestehen neben der im Kindesalter typischen Symptomtrias Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und Impulskontrollstörung häufig weitere Symptome wie z.B. Stimmungsschwankungen oder weitere affektive Beschwerden. Als Kardinalsymptom im Erwachsenenalter gilt die Aufmerksamkeitsstörung, die mit bestimmten anderen neuropsychologischen Defiziten vergesellschaftet ist. Daneben ist die ADHS insbesondere bei Erwachsenen oft von komorbiden psychiatrischen Erkrankungen wie Depressiver Störung, Angsterkrankungen oder Abhängigkeits-Erkrankungen begleitet, deretwegen sich die Patienten in psychiatrische Behandlung begeben - häufig ohne dass die zugrunde liegende Erkrankung, die ADHS, jedoch erkannt und behandelt wird