Positives Denken
Energy flows where attention goes - eine alte Weisheit aus Hawaii
Unsere Energie fließt dahin, worauf unsere Aufmerksamkeit gerichtet ist. Bündeln wir unsere Aufmerksamkeit, bündeln wir unsere Energie. Die Meisten kennen das vom Lernen vor einer Prüfung. Spätestens in der letzten Woche – nun.. hoffentlich ;-) – rückt das Lernen in das Zentrum unseres Lebens und wir sind in der Lage unser Gehirn mit Unmengen an Stoff zu füttern.
Ist unsere Aufmerksamkeit auf zu viele Dinge gleichzeitig gerichtet, können wir sie nicht an einer Sache halten, verzetteln wir uns, wir haben Entscheidungsschwierigkeiten und nichts geht richtig nach vorne. (Extrembeispiel: ADHS, die Aufmerksamkeitsdefizitstörung, die u.a. von erhöhter Ablenkbarkeit gekennzeichnet ist)
Ist unsere Aufmerksamkeit dauerhaft in erster Linie nur an eine Sache gefesselt, sind wir möglicherweise süchtig oder gefährlich nahe dran. Unsere Gedanken kreisen hauptsächlich um einen Inhalt.
(Beispiel: Arbeiten, Drogen, Kaufsucht, Spielsucht, Fixierung auf einen anderen Menschen).
Ist unsere Aufmerksamkeit nur auf die Vergangenheit gerichtet – im positiven wie im negativen Sinne – sind wir gefangen darin und nicht in der Lage in der Gegenwart zu leben. Entweder wir hängen der guten alten Zeit nach und glauben nicht mehr daran, dass die Gegenwart oder die Zukunft jemals wieder so toll werden könnte. Oder wir richten unsere Aufmerksamkeit nur auf negative Aspekte aus der Vergangenheit und gewinnen den Eindruck, unser Leben sei bisher ein einziger Fehlschlag. Dies beeinflusst auch unsere Gegenwart weiterhin negativ und verstellt uns den Weg in eine positive Zukunft.
Ist unsere Aufmerksamkeit nur auf die Zukunft gerichtet, leben wir ebenfalls nicht in der Gegenwart. Wir können uns angewöhnen, nur auf positive Ziele hin zu leben. Wir meinen, wenn wir nur das nächste erreicht haben, seien wir zufrieden. Doch sobald das Ziel erreicht ist, schleicht sich schon das nächste Ziel in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit und wir werden unfähig, Zufriedenheit im Hier und Jetzt zu empfinden.
Lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf mögliche negative Ereignisse in der Zukunft, können wir Ängste entwickeln, die das Eintreten genau dieser befürchteten Ereignisse in der Zukunft wahrscheinlicher machen (self-fulfilling prophecies).
Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Dinge der Gegenwart, leben wir im Hier und Jetzt. Auch wie wir dieses Hier und Jetzt empfinden, ist in hohem Maße abhängig von unserer Aufmerksamkeitsrichtung.
Lenken wir unsere Aufmerksamkeit nur auf die negativen Aspekte der Gegenwart, werden wir uns unglücklich fühlen. Wir können das Gefühl entwickeln, dass uns nichts richtig gelingt oder dass wir vom Pech verfolgt sind. Ist unsere Aufmerksamkeit auf die positiven Aspekte der Gegenwart gerichtet, so werden wir uns glücklicher im Hier und Jetzt fühlen.
Glücksempfinden ist weitaus unabhängiger von den realen Gegebenheiten, als weithin in der westlichen – oftmals schwerpunktmäßig auf Leistung und Konsum ausgerichteten – Welt angenommen. Glücksempfinden ist in erster Linie abhängig von der Sicht, die wir auf die Dinge haben. Von unserer eigenen Bewertung der Situation. Und diese Bewertung ist u.a. abhängig davon, was wir in unser Bewusstsein lassen und das wiederum von der Aufmerksamkeitssteuerung.
Unser Bewusstsein umfasst nur einen Bruchteil dessen, was unser Gehirn so aufnimmt und was dort abgespeichert ist. Unsere Aufmerksamkeit leuchtet sozusagen mit einem Suchscheinwerfer in der Außenwelt (Gegenwart) und im Gehirn (Gegenwart in Form von Körperwahrnehmung, Vergangenheit als Erinnerung und Zukunft als Konstruktion) herum. Richten wir unsere Aufmerksamkeit z.B. auf unangenehme Signale aus dem Körper, beginnen diese, uns größer zu erscheinen, als sie sind. Möglicherweise entwickeln wir dann Ängste vor körperlichen Erkrankungen. Wir leiden mehr unter Schmerzen.
Leuchten wir die positiven Dinge an, sind diese im Bewusstsein und unsere Bewertung der Situation wird entsprechend positiv ausfallen. Zugegeben, nach langen Jahren ungünstiger Denkgewohnheiten wird es manch einer nicht leicht haben und länger suchen müssen, aber irgendwas wird jeder finden können. Und daraus gilt es neue Denkgewohnheiten zu machen.
Wer steuert nun unsere Aufmerksamkeit?
Oftmals fühlen wir uns gesteuert. Oder ausgeliefert wie ein Spielball, der von der einen in die andere Ecke geschossen wird.
Letztendlich sind wir aber selbst der Regisseur unseres Lebensfilms. Wir sind im Besitz des Suchscheinwerfers. Wir müssen lernen, ihn sinnvoll einzusetzen
Selbstverständlich reagieren wir auf Außen- und Innenreize. Es gibt sehr starke positive und negative Reize, denen wir uns nur sehr schwer entziehen können. Im positiven Bereich z.B. die Verliebtheit – eine starke biochemische Anziehung (Hormoncocktail mit sehr vielen verschiedenen Substanzen) – oder Suchtmittel, deren belohnende Wirkung in unserem Gehirn gespeichert ist. Im negativen Gefühlsbereich z.B. starke Schmerzen. Meist handelt es sich im positiven wie im negativen Bereich um Reiz-Reaktionskombinationen, die dem Überleben dienen.
Aber wir können lernen, unabhängiger von diesen Verschaltungen zu werden, unsere Aufmerksamkeit bewusst zu steuern. Zugegeben, das ist nicht immer einfach. Und je tiefer die Gewohnheiten, die wir im Laufe unseres Lebens gebildet haben, in unser Gehirn eingebrannt sind, umso komplizierter wird die ganze Geschichte. Aber es ist nicht unmöglich. Unser Gehirn ist ein gebrauchsabhängiges Organ und bis ins hohe Alter lernfähig, d.h. veränderbar.
Indem wir lernen, wie unser Gehirn funktioniert, können wir auch lernen, Einfluss auf seine Arbeitsweise zu nehmen.
© Monika Liersch